IHK-Magazin 4/2025

IHK-Magazin Rheinhessen: „Es beginnt mit der Fassade“

Der erste Eindruck zählt, im Schaufenster, im Netz.

IHK-Magazin Rheinhessen 4/2025

Frische Impulse für die lokalen Geschäfte verspricht der vom Wirtschaftsministerium geförderte „Ladencheck“, den die IHKs in diesem Jahr erstmals in ganz Rheinland-Pfalz angeboten haben. Das Ziel: fachkundige, individuelle Beratung für die Unternehmen, um die Innenstädte insgesamt attraktiver zu machen.t mit der Fassade“

Julia Nawra

Dafür war die Marketingexpertin Julia Nawra im Sommer mehrere Tage lang geballt bei 16 Einzelhändlern in Alzey, Bingen, Mainz und Worms unterwegs. „Wir möchten einen Mehrwert für die Betriebe schaffen“, sagt die Diplom-Designerin, „sie sollen von außen Impulse erhalten und sensibilisiert werden für visuelles Marketing.“ Im Fokus stehen individuell und praxisnah vermittelte Maßnahmen, die eigenständig und kurzfristig umgesetzt werden können, und zwar möglichst kostengünstig.

Nawra informiert sich vor ihren rund zweistündigen Besuchen über die Geschäfte und geht dabei wie eine potenzielle Kundin vor. „Google Business ist oft der erste Kontaktpunkt, da müssen alle Daten aktuell sein“, sagt die Expertin. Ihr Tipp: auf Feedbacks und Bewertungen reagieren. „Das verstärkt die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit.“ Im besten Fall seien bei Google Business die Links zu Website und Social-Media-Kanälen schon hinterlegt. Auch ein einheitliches Corporate Design im Netzauftritt findet Nawra wichtig. Und für die Netzseite gilt: „Kurz, knapp, strukturiert, aussagekräftig, die wichtigsten Infos zu Sortiment und Öffnungszeiten sind schnell erkennbar. Und alle Social-Media-Accounts sollten aktuell und verknüpft sein.“

Warum visuelles Marketing?

– Differenzierung von Mitbewerbern und Onlinehandel
– Darstellung von Individualität und Authentizität
– Schaffung von Inspiration, Emotion, Einkaufserlebnis
– Wiedererkennbarkeit
– Generierung von Impulskäufen
– Stärkung des Images
– Steigerung der Besucherfrequenz
– Erhöhung des Umsatzes

Bei einem „Ladencheck“ stellen sich die Unternehmen für gewöhnlich zunächst vor, mit Sortiment, Mitarbeitern, Kundenstruktur, Zielgruppe und Herausforderungen. „Dann gehen wir wie die Kunden vor den Laden, von außen nach innen, und ich schildere mein Feedback.“ Es beginnt mit der Fassade: Ist das Firmenschild sichtbar? Ist das Geschäft im Vorbeifahren und Gehen sichtbar? Wir-ken Sitzbank, Pflanzkübel und/oder Beleuchtung vor dem Geschäft einladend? „Oft werden das Fenster und der Außenbereich gar nicht genutzt, um auf das Sortiment hinzuweisen“, sagt Nawra. „Dabei spielen Schaufenster weiterhin eine große Rolle und haben gerade bei den kleinen Geschäften große Bedeutung. Doch die Gestaltung ist in den seltensten Fällen professionell.“ Stattdessen seien die Schaufenster oft überladen und unstrukturiert. „Die Menschen sind reizüberflutet. Da sollte man besser Blickfänge schaffen, Artikel gruppieren. Hier besteht großer Optimierungsbedarf.“

Eine Wohlfühlatmosphäre mit inspirierenden Motiven zu schaffen, rät die Expertin dem stationären Handel. „Das ist das, was der Onlinehandel nicht kann.“ Eine Faustregel: „Licht lockt Leute, da sollte man in gescheite LED-Strahler investieren.“ Im Innenraum gelte es, die Kundenreise umzusetzen. „Man sollte den Kunden Punkte im Laden bieten, die sie leiten, und am besten unmittelbar im Eingangsbereich die Thematik aus dem Schaufenster aufgreifen.“ Wichtig seien Kennzeichnungen und Beschilderung von Sortiment und Servicebereich. „Die Kunden wollen sich selbst zurechtfinden, doch oft fühlen sie sich wie Einzelkämpfer, auf die zu viel auf einmal zukommt.“

Torben Schröder, freier Journalist
IHK-Magazin Rheinhessen 4/2025

Der Artikel erschien im IHK-Magazin 4/2025 der IHK Rheinhessen, hier der Link zum Originalartikel:
www.ihk.de/rheinhessen/servicemarken/newsletter/onlinemagazin/titel254/ladencheck-6784530

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